Zwischen der Kryptoborse CoinFLEX und Starinvestor Roger Ver entwickelt sich eine Schlammschlacht um eine Schuldsumme von bis zu 47 Millionen US-Dollar. CoinFLEX hatte zuvor Abhebungen für alle Kunden ausgesetzt.
Die Kryptoszene darf derzeit ein pikantes Duell zwischen Kryptobörse CoinFLEX und dem prominenten Investor Roger Ver mit Popcorn-Potenzial verfolgen – solange man nicht selbst Kunde bei CoinFLEX ist. Denn die Plattform musste am 24. Juni mitteilen, vorerst alle Abhebungen auszusetzen. Begründet wurde der Schritt mit Unsicherheiten wegen einer Gegenpartei. Am gestrigen Montagabend nun hat CoinFLEX CEO Mark Lamb per Twitter öffentlich gemacht, dass es sich bei der Gegenpartei um Roger Ver handelt, der 47 Millionen US-Dollar per Stablecoin USDC schulde. Diese seien fällig, weil Ver beim Margin Trading einen Call nicht erfüllt habe, so Lamb. Doch Ver selbst sieht die Situation ganz anders und sagt per Twitter, Gerüchte um Schulden von ihm seien unzutreffend. In Wirklichkeit schulde die Gegenseite, also CoinFLEX, ihm “eine substanzielle Summe Geld”.
Welche von beiden Seiten nun näher an der Wahrheit liegt, wird sich vielleicht erst vor Gericht entscheiden. Lamb für CoinFLEX schreibt, dass Ver in Vergangenheit stets allen Verpflichtungen beim Margin Trading nachgekommen sei. Doch während der Verwerfungen am Kryptomarkt der letzten Wochen könnten sich beim Handel mit Hebel schnell hohe Verbindlichkeiten aufgebaut haben, meinen Beobachter. Allerdings ist Ver selbst Investor bei CoinFLEX gewesen und dürfte einen auf ihn zugeschnittenen (Händler)vertrag mit der Plattform haben, deren Inhalte bisher nicht bekannt sind. Ver ist auch bei Bitcoin.com, Kraken und anderen namhaften Projekten investiert gewesen und damit wahrscheinlich reich geworden. Es ist also nicht auszuschließen, dass Vers finanziellen Forderungen an CoinFLEX Substanz haben.
CoinFLEX plant neuen Token, um wieder zahlungsfähig zu werden
Einen kurzfristigen Ausweg aus der Krise erhofft sich CoinFLEX durch die Herausgabe eines neuen Token namens Recovery Value USD (rvUSD). Diese solle die ausstehenden Schulden abbilden, 47 Millionen US-Dollar einspielen und mit 20 Prozent Jahreszins versehen sein, heißt es in der Ausschreibung. Das Angebot von Recovery Value USD richte sich ausschließlich an reiche Gutverdiener und die Mindesteinlage betrage 100.000 US-Dollar. In einer Mitteilung an alle Kunden stellt CoinFLEX die Wiederaufnahme von Auszahlungen in Sicht, wenn rvUSD voll gezeichnet werde. Das “rv” im Namen darf wohl auf Anspielung auf die Initialen von Roger Ver verstanden werden, schmunzeln Beobachter.
Fazit: CoinFLEX weiteres Beispiele für Krypto-Projekt in Schieflage
Seit dem Crash des algorithmischen Stablecoins UST bei Terra (LUNA) Anfang Mai reißt die Kette der Nachrichten nicht ab von Krypto-Projekten, die in tiefen Schwierigkeiten stecken. Die Handelsplattform Celsius etwa musste ebenfalls Auszahlungen stoppen, der Hedgefonds Three Arrows Capital (3AC) scheint insolvent, bei Solend ist Krisenstimmung, das DeFiChain Projekt von Julian Hosp kam ins Schwimmen – die Liste ließe sich weiter fortsetzen. Bei CoinFLEX zeigt sich, wie bei einbrechenden Märkten ein einzelner Großanleger mutmaßlich das ganze Geschäftsmodell ins Kippen geraten ließ. Diese Erfahrungen werden die Kryptoindustrie noch lange mahnend begleiten, unabhängig davon, ob im Einzelfall eine Rettung gelingt.
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