Vitalik Buterin, Erfinder und Mitgründer von Ethereum, hat in einem Interview aufgezeigt, wo und wie ETH innovativ punkten kann. Dabei geht er über Finanzen hinaus und nennt auch digitale Identitäten als Ziel.
Rund drei Wochen sind mittlerweile vergangene, seit Ethereum (ETH) mit “The Merge” technologisch den ersten großen Schritt hin zu einem Ethereum 2.0 gemacht hat. So kann sich auch ETH-Mastermind Vitalik Buterin für den Moment von technologischen Details lösen und Zukunftsvorstellungen formulieren. In einem Interview unter dem Motto “Was kommt als nächstes?” betont Buterin die Werte, welche die Community bei Ethereum zusammenhalten und die darauf abzielen, das Netzwerk von ETH für vielfältige Anwendungsfälle offen zu halten.
Buterin verweist auf die Regionen, welche nicht zur “1. Welt” zählen und in denen Finanzsysteme unzureichend entwickelt und/oder politisch beherrscht werden. Dort sei Ethereum als eine globale und gut funktionierende Kryptowährung für die Bürger besonders wertvoll, da sie neue finanzielle Möglichkeiten erschließe. Dies werde außerhalb von Lateinamerika, Afrika, Osteuropa und Zentralasien häufig unterschätzt. Tatsächlich rückt etwa der afrikanische Kontinent vermehrt in den Fokus der Kryptoindustrie, weil dort viele Menschen zwar nicht über ein Bankkonto verfügen, aber mit ihrem Smartphone Kryptowährungen einsetzen können.
Abseits der Anwendungsfälle für ETH als Ersatzwährung glaubt Buterin, dass Ethereum künftig Sparten wie digitale Identität und soziale Netzwerke auf Blockchain-Basis besetzen kann. Im Mai hatte Buterin sein Konzept eines Soulbound Token (SBT) vorgestellt, über den digitale Identitäten organisiert werden und der zudem beispielsweise bei demokratischen Prozess als Stimmzettel dienen könnte. Buterin nennt auch Ethereum Name Service (ENS) als Werkzeug, um neue Anwendungsfälle im ETH Ökosystem zu erschließen.
Unterdessen ist nach “The Merge” der zwischenzeitliche Optimismus beim parallel entstandenen Ethereum POW (ETHW) schon wieder verflogen. Die Preiskurve von ETHW drehte in den letzten sieben Tagen um etwa 30 Prozent ins Minus und Ethereum POW notiert aktuell bei um 8 US-Dollar. Damit zeichnet sich ab – wie von den meisten Experten prognostiziert -, dass der Versuch, ein “altes” Ethereum mit Proof-of-Work als Protokoll beizubehalten, wenig Resonanz findet. Ethereum mit dem Upgrade auf Proof-of-Stake notiert bei um 1.350 US-Dollar.
Fazit: Ethereum will mehr als eine Kryptowährung sein
Wenn Buterin über seine Visionen für Ethereum spricht, ist kein Finanzinvestor zu hören, sondern der entschiedene Vertreter einer freien Weltordnung. In 2023 und später sollen weitere Upgrades das Ökosystem von Ethereum durch Sharding und Side-Chains dafür fit machen, Tausende von Aktionen pro Sekunde zu verarbeiten. Damit wäre dann preisgünstige Kapazität dafür vorhanden, Sonderaufgaben wie digitale Identitäten über ETH zu bewältigen. Solche Einsatzfelder versuchen aber auch Mitbewerber wie Cardano (ADA) zu besetzen. Zudem mischen IT-Riesen wie Google und Microsoft offensiv beim Thema digitale Identität mit ihren eigenen Lösungen mit. Dass sich hier Ethereum mittel- und langfristig als Standard durchsetzt, ist also keineswegs garantiert.
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