Das TRON-Netzwerk mit seinem TRX Coin steht allein schon wegen des schillernden CEOs Justin Sun unter dem Verdacht, es mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen. Jetzt hat sich mit Lucien Chen, der zuletzt als Technischer Direktor (CTO) bei TRON fungierte, ein Hauptverantwortlicher verabschiedet. Er begründet dies damit, dass TRON und TRX ihre ursprünglichen Prinzipien aufgegeben hätten.
Mit einem Rundumschlag von Lucien Chen, ehemaliger CTO bei TRON, kommen das Netzwerk und seine Kryptowährung TRX erneut ins Gerede. Zuletzt war es TRON-CEO Justin Sun, der mit einer fragwürdigen Lotterie und einer angeblichen Kooperation mit dem FC Liverpool für Kopfschütteln sorgte. Diesmal geht es ans Eingemachte, weil aus technischer Sicht argumentiert wird. TRON habe sich von der Idee eines dezentralisierten Netzwerks abgewandt und der TRX könne seine Versprechen nicht erfüllen, schreibt Chen in einem ausführlichen Blogpost. Gleichzeitig kündigte er an, mit einem eigenen Projekt namens Volume Network ein neues, echtes TRON aufzuziehen.
Was kritisiert Chen an TRON und TRX genau?
Chen nennt drei Punkte, an denen TRON seiner Meinung nach krankt:
- Das Delegated Proof-of-Stake (DPoS) als Protokoll bei TRON funktioniere nicht wie konzipiert. Die 27 Nodes bei TRON würden sich untereinander einfach ständig wiederwählen und es so neuen Teilnehmern im Grunde unmöglich machen, an die Stellen zu kommen, wo Validierung betrieben und Belohnungen ausgeschüttet werden. “TRON ist nicht mehr dezentralisiert”, schreibt Chen.
- TRON könne seine Idee, im Netzwerk sinnvolle DAPPs anzubieten, nicht verwirklichen, so Chen. Er selbst habe die Plattform aufgebaut und wisse deshalb: Echte Internet-Apps können bei TRON bislang nicht integriert werden, es laufe alles auf einfache Games hinaus. TRON ist nicht mit dem Internet verbunden, fasst Chen diesen Punkt zusammen.
- Blockchains haben eigentlich das Prinzip, dezentralisiert zu sein. Bei TRON aber, so Chen, sei alles zentralisiert: Die Verteilung von Token, die Besetzung der Nodes, die Weiterentwicklung des Codes – alles sei zentralisiert bei TRON, schreibt Chen. Sogar in der Community würden kritische Stimmen und alternative Vorschläge zur Zukunft von TRON unterdrückt, kurzum: “Das ganze Projekt hat sich in eine Geldmaschine verwandelt, ohne jeglichen Geist von `Dezentralisieren wir das Web´”
Was ist dran an der Kritik von Chen an TRON und TRX?
Chen schreibt fairerweise, dass er die Anfangszeit bei TRON sehr genossen habe. Dafür bedankt er sich sogar bei Justin Sun. Die Probleme, welche durch die ausgewählten Nodes bei TRON aufgeworfen werden, sind schon seit längerem ein Thema und wecken auch Zweifel an TRONs zweiter Währung, dem BitTorrent Token (BTT). Mit innovativen DAPPs konnte TRON bislang auch nicht punkten, da hat Chen recht.
Es existiert aber zumindest ein Detail, das Chen angreifbar macht. Er selbst gibt sich neben dem Titel des CTO die Bezeichnung Co-Gründer bei TRON. Die TRON-Stiftung hat reagiert und sagt: Chen sei 2017 als Entwickler zum Projekt gestoßen und keineswegs als Co-Gründer. Zudem sei Chen gleichzeitig mit zwei weiteren Mitarbeitern gekündigt worden wegen finanziellen Ungereimtheiten und dem Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen. Chen wiederum weist diese Darstellung komplett zurück und fordert TRON auf, doch den Weg vor ein ordentliches Gericht zu gehen. Das wäre wohl ein Event mit Popcorn-Potenzial.
TRON und Transparenz – ein schwieriges Kapitel
Halten wir fest: Ganz egal, wie man zu TRON und TRX steht – das Netzwerk behauptet sich unter den 15 wichtigsten Kryptowährungen und könnte mit dem BTT zusätzlichen Schub erhalten. Das an sich so schöne Konzept von DPoS hält auch bei EOS nicht das, was es verspricht. Die fachliche Kritik von Chen an TRON greift also, ist im Grunde aber nichts ganz neues und hält Anleger nicht vom TRX ab. Ob TRON und Justin Sun nicht irgendwann doch über ihr erklärungsbedürftiges Verständnis von Transparenz stolpern, bleibt ebenso abzuwarten wie, ob irgendwann Volume Network von Chen TRON den Rang ablaufen kann.
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