Die Deutsche Börse und die Commerzbank haben erstmals ein Wertpapiergeschäft vollständig auf Basis einer Blockchain abgewickelt. Das erfolgreiche Proof-of-Concept könnte künftig als Grundlage für weitere Einsatzmöglichkeiten in der Finanzbranche dienen.
Am Wirtschaftsstandort Deutschland haben die Deutsche Börse und die Commerzbank erfolgreich ausgetestet, dass Wertpapiergeschäfte digital und auf Grundlage einer Blockchain durchgeführt werden können. In einer gemeinsamen Mitteilung sprachen Commerzbank und Deutsche Börse von einem “Meilenstein”. Konkret wurde für das Proof-of-Concept ein Repogeschäft (Rückkaufvertragvereinbarung) im Wert von zehn Millionen Euro aufgelegt. Dabei kaufte die Deutsche Börse von der Commerzbank KfW-Schuldverschreibungen mit einer Laufzeit von sieben Tagen.
Wie funktioniert der digitale Wertpapierhandel im Fall Deutsche Börse und Commerzbank?
Sogenannte Repogeschäfte dienen zur kurzfristigen Liquiditätssicherung. Damit die von der Commerzbank mitentwickelte Blockchain-Lösung eingesetzt werden konnte, mussten zunächst sowohl Fiat als auch die Schuldverschreibungen tokenisiert werden. Dabei gelten die Wertpapiere als Security Token und das Buchgeld als Cash Token. Durch Distributed Ledger kann dann das Repogeschäft in Echtzeit rechtsverbindlich abgewickelt werden. Drei wesentliche Vorteile für dieses Vorgehen nennen die Deutsche Börse und Commerzbank: Zum einen ist die direkte Einbindung von Regulatoren und Aufsehern möglich. Zudem sinkt das Ausfallrisiko (Kontrahentenrisiko), was wiederum die eigentlichen Kosten des Geschäfts verringert. Lieferung-Gegen-Zahlung braucht in diesem Szenario nur Sekunden. Dazu, welche Kryptowährung genau verwendet wurde oder ein eigener Stablecoinm und dazu, welche Blockchain zum Einsatz kam, gab es keine Details
Man fühle sich nun ermutigt, die Leistungsfähigkeit von Distributed-Ledger-Techologie weiter auszuloten, hieß es vonseiten der Deutschen Börse. Sie hatte zuletzt bereits angekündigt, bald eine Plattform auf Blockchain-Basis für den Handel mit Wertpapierleihen anzubieten. Die Commerzbank wiederum hatte zuletzt Infrastruktur für den Blockchain-Handel mit Commercial Papers als Pilotprojekt getestet. All diesen Projekten ist gemein, dass sie sich um Leihen mit kurzer Laufzeit handelt, wo sich der Geschwindigkeitsvorteil bei der Abwicklung besonders deutlich bemerkbar macht. Bei dem aktuellen Fall seinen sämtliche rechtliche Vorschriften implementiert worden, hieß es. Rechtliche Rahmenbedingungen dürften demnach als nächster Schritt entscheidend seien, wann und wo Distributed Ledger per Blockchain auf den Finanzmärkten breiter eingesetzt wird. Man verstehe sich als “Vorreiter in dieser jungen Technologie” und wolle “Grundsteine für die Finanzmarktinfrastruktur schaffen”.
Blockchains kommen Schritt für Schritt in der klassischen Finanzbranche an
Nun ist das Proof-of-Concept, welches Commerzbank und Deutsche Börse stolz vorstellten, für Experten kein Wunder. Schließlich haben die verwendeten Technologien schon bei Bitcoin und Co. im größeren Maßstab den Praxistest bestanden. Allemal ermutigend ist es aber, wenn sich die etablierten Namen der Finanzbranche für rechtliche Rahmenbedingungen engagieren und ihren Einfluss etwa auch progressiv bei der Schaffung einer deutschen Blockchain-Strategie einsetzen.
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