Die Aktie der Kryptobörse Coinbase notiert auf Niveaus eines Allzeittiefs und wird von Profis angezählt. Doch der Blick auf wichtige Geschäftszahlen von Coinbase erzählt eine teils ganz andere Geschichte.
Als die US-Kryptobörse Coinbase im April 2021 selbst den Gang aufs Parkett wagte, feierte die Kryptoindustrie in einem positiven Umfeld. Bitcoin (BTC) notierte deutlich über 60.000 US-Dollar und auch viele wichtige Altcoins erlebten Allzeithochs. Im Sommer 2022 aber ist die Stimmung im Keller und die Coinbase Aktie von einst über 300 US-Dollar auf um 50 US-Dollar abgestürzt. Die Investmentbank Goldman Sachs rät zum Verkauf der Coinbase Aktie und die Ratingagentur Moody´s hat das Wertpapier ebenfalls heruntergestuft. Aber ist Coinbase wirklich schon am Ende oder gibt es Hinweise auf übertriebene Panik?
Krypto-Experte Hubert Newell hat auf Twitter Daten zusammengetragen, welche die Geschäftsentwicklung von Coinbase über den Zeitraum von 2020 bis 2022 ins Verhältnis setzen. Dabei ist jeweils das erste Quartal der Bezugspunkt und die Talfahrt der Kryptomärkte seit Mai 2022 nicht eingerechnet. Coinbase konnte demnach bei der Zahl der registrierten Kunden von 34 Millionen Anfang 2020 auf fast 100 Millionen in 2020 zulegen. Der Wert von Gewinn im Vergleich zu Umsatz ist bei Coinabse zwar von 0,67 auf 0,38 Prozent zusammengeschrumpft – doch in absoluten Zahlen ist durch die gewachsenen Umsatzzahlen in 2020 ein Gewinn von 190 Millionen US-Dollar verzeichnet und im 1. Quartal 2022 waren es 1,16 Milliarden US-Dollar.
Generell gelang es Coinbase laut der Datenbasis in den vergangene zwei Jahren, die Abhängigkeit auf der Einnahmenseite von Gebühren aufzubrechen und auch durch Services und andere Dienste Geld zu verdienen. Dabei spielen institutionelle Kunden eine wichtige Rolle. Die von ihnen verursachten Umsätze stiegen von 18 Milliarden US-Dollar im 1. Quartal 2020 auf 235 Milliarden US-Dollar im Vergleichsquartal 2022. Coinbase bietet für dieses Segment Rundum-Service, der sichtbar großen Anklang findet. Die Einnahmen ohne Gebühren legten von 18,6 Millionen US-Dollar im Quartal Nummer Eins in 2020 auf 151,9 Millionen US-Dollar 2022 zu und machen mehr als 12 Prozent bei den Gesamtgewinnen aus.
Coinbase Aktie unterbewertet?
Gegen die Preisentwicklungen auf den Kryptomärkten kann sich Coinbase nicht wehren und muss deshalb vorerst weiter mit stark geschrumpften Umsätzen auf der Gebührenseite rechnen. CEO Brian Armstrong hat bereits reagiert und 18 Prozent Stellenabbau in Gang gesetzt, 1.100 Mitarbeiter sind betroffen. Auch die Gebührenpolitik wird bei Coinbase neu und nach unten justiert, um im Wettbewerb mit anderen großen Kryptobörsen wie Binance zu bestehen. Greifen die Maßnahmen, könnte es Coinbase durchaus gelingen, mit einem “blauen Auge” aus dieser Periode eines abgekühlten Kryptomarkts herauszukommen. Denn wichtige Kennzahlen wie Kundenstamm oder Diversifizierung von Services stimmen weiterhin positiv bei Coinbase und sollten eine gute Basis sein, wenn die Märkte wieder anziehen.
Fazit: Abgesang auf Coinbase erscheint verfrüht
Coinbase bleibt eines der wenigen an klassischen Börsen notiertes Krypto-Unternehmen und unter diesen die einzige große Handelsplattform. Dieses Alleinstellungsmerkmal hatte Coinbase beim Börsendebüt viel Interesse von Anlegern verschafft, welche in der Aktie die Chance sahen, in regulierter Umgebung vom Boom von Bitcoin und Co. zu profitieren. Um rund 80 Prozent ist der Unternehmenswert von Coinbase seit Jahresanfang an der Börse nach unten korrigiert worden und damit viel deutlicher als Bitcoin selbst, wo gut 50 Prozent Minus verzeichnet wurden. Coinbase trifft es doppelt, dass auch andere Tech-Aktien von Tesla bis Apple um 20 Prozent und mehr seit dem Jahreswechsel wegen ungewisser gesamtwirtschaftlicher Lage abwerteten. Aber jetzt schon für Coinbase die Totenglocke zu läuten, lässt sich in Betrachtung der mittelfristigen historischen Entwicklung von 2020 an kaum gerechtfertigten. Hier schlummert bei Coinbase noch viel Potenzial, welches beim rasanten Wachstum angelegt wurde und jetzt darauf warten muss, dass sich die Begleitumstände für das Geschäftsmodell wieder verbessern.
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