Im Sommer 2019 machte Facebook Libra weltweit Schlagzeilen als geplante Kryptowährung für jedermann. Warum ist es gut zwei Jahre später still um das Vorhaben geworden?
Als Facebook im Juni 2019 mit dem Projekt Libra an die Öffentlichkeit ging, hatte dies Auswirkungen bis hin zu Notenbanken und Geldpolitik. Denn Facebook wollte mit Großpartnern aus der Industrie eine globale Kryptowährung etablieren, deren Fokus sich auf den Einsatz als Zahlungsmittel richten. Angesichts von fast drei Milliarden Facebook Nutzern witterten Kritiker in Facebook Libra einen Angriff auf staatliche Währungssouveränität. Was ist seitdem mit Facebook Libra passiert und wird das Projekt noch Wirklichkeit werden?
Von Facebook Libra zu Diem
Noch in 2019 bröckelte die Industrieallianz empfindlich, mindestens 8 der 27 Gründungsmitglieder zogen sich schnell von Facebook Libra zurück, darunter PayPal und MasterCard. Sie hatten wohl nicht damit gerechnet, dass allein der Name Facebook Libra ausreichte, um Vorbehalte gegen das Projekt zu provozieren. Denn Datenskandale und Missbrauch von Marktmacht begleiten Facebook schon lange.
So versuchte Facebook Ende 2020 eine Art Neustart und versuchte auch durch Umbenennung von Facebook Libra in einfach Diem, seinen eigenen Namen aus der Schusslinie zu nehmen. Schon zuvor war man regulatorischen Einwänden entgegengekommen und hatte das Konzept der Kryptowährung näher an Stablecoins gerückt. Parallel wurde auch die Wallet Calibra für Facebook Libra in Novi umbenannt.
Unterdessen sah sich Facebook Chef Mark Zuckerberg schon früh genötigt, zuzusichern, dass man mit seiner Kryptowährung nicht ohne Zulassung vorpreschen werde. Diese steht offenbar weiterhin aus, selbst in der Schweiz, wo die Allianz für Diem ihren juristischen Sitz hat. Zuletzt sickerte durch, dass führende Mitarbeiter von Diem neue Arbeitsplätze anderswo in der Kryptobranche gefunden haben.
Keine Notwendigkeit für Diem mehr?
Beobachter bemerken, dass der abgespeckte Facebook Libra als Diem sich hin zu einem Stablecoin auf Basis von US-Dollar entwickelte. Doch von jener Sorte Stablecoins gibt es abseits von Tether (USDT) etwa mit USDC, Binance USD (BUSD) und Pax Dollar (USDP) mehrere Optionen, die im Einklang mit Regulierungsbehörden ausgegeben werden. Zu hören ist, dass zumindest für die Wallet Novi nun eben mit solchen Projekten Gespräche aufgenommen wurden. Dies lässt sich als Zeichen dafür interpretieren, dass Facebook Diem möglichst geräuschlos beerdigen möchte.
Denn aktuell ist bei Facebook Metaverse das Projekt der Stunde. Hier soll eine virtuelle Welt entstehen, für die Facebook in Europa 10.000 Arbeitsplätze schaffen will und 50 Millionen US-Dollar reserviert hat. Bei Metaverse versucht Facebook gleich von Beginn an, den Ansatz einer offenen Lösung zu betonen und sich selbst als Initiator herunterzuspielen. Klar ist aber auch: Um Metaverse attraktiv zu gestalten, wird es ein in dieser Welt anerkanntes Zahlungsmittel brauchen. Gut möglich, dass dies über Novi als Wallet und einen bereits bestehenden Stablecoin realisiert wird.
Fazit: Facebook Libra / Diem von Kryptoboom überholt
Bei Facebook Diem (Libra) scheint ein Launch weit entfernt, auch weil der Widerstand von staatlicher Seite unterschätzt wurde. Dabei hatte der Ausgangspunkt für das Projekt seine Berechtigung – für eine weithin und weltweit als Zahlungsmittel akzeptierte Kryptowährung besteht Nachfrage. Notenbanken weltweit begegnen dieser Situation mit forcierten Pläne für CBDCs, staatlich garantieren Digitalwährungen, allen voran China mit einem E-Yuan. Aus dem privaten Sektor haben sich diverse an den US-Dollar gekoppelte Stablecoins bereits in der Kryptoindustrie etabliert. In El Salvador wiederum ist Bitcoin (BTC) als gesetzliches Zahlungsmittel zugelassen worden, trotz der mit Bitcoin verbundenen Volatilität.
Deshalb gibt es gute Argumente für die Prognose: Im Metaverse von Facebook wird nicht Diem das Zahlungsmittel, sondern eine andere Lösung gefunden werden. Die Vorarbeiten für Facebook Libra in Form der Wallet Novi (vormals Calibra) wiederum könnten auch bei Metaverse zum Tragen kommen. Eins haben Facebook und Mark Zuckerberg auf jeden Fall gelernt: Ihre Namen können selbst sinnvolle Zukunftsprojekte belasten.
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