Die Idee, persönliche Identitäten in der digitalen Welt bequem dezentral und manipulationssicher zu verwalten, ist eigentlich faszinierend. Doch die technische Umsetzung hat sich bislang immer sehr viel schwerer als erwartet gezeigt. Nun wagt Microsoft einen neuen Vorstoß und will das Thema über die Blockchain des Bitcoins angehen.
Wer sich täglich im Internet bewegt und dort möglichst viele Alltagsgeschäfte erledigt, kennt das Problem: Für fast jeden Dienst ist eine andere Anmeldeprozedur zu erfüllen, Dutzende von Passwörtern und Nutzernamen müssen notiert werden und am Ende sind trotzdem noch Hürden in der Echtwelt wie das Post-ID-Verfahren zu nehmen. In den USA hat sich vor einigen Jahren eine Stiftung namens Decentralized Identity Foundation (DIF) gegründet, in der große Technikunternehmen daran arbeiten, ein sicheres und dennoch einfaches System für die Organisation digitaler Identitäten zu schaffen. Dort hat Microsoft nun vorgeschlagen, über die Blockchain des Bitcoins (BTC) einen weiteren Layer zu legen, der allein dazu dient, Identitäten eindeutig zu registrieren und zu bestätigen. Letztendlich soll es dadurch möglich werden, dass jeder Bürger eine Art Masterpassword für sein digitales Leben erhält und dies immer und überall einsetzen kann.
Bitcoin und digitale Identität – wie passt das zusammen?
Die Herausforderung beim Schaffen eines Netzwerks für digitale Identitäten liegt neben den technischen Aspekten darin, ein System aufzubauen, das weltweit akzeptiert wird. Insofern ist die Idee von Microsoft, sein ION getauftes Projekt mit der Blockchain von Bitcoin zu verknüpfen, ein logischer Schluss. Das BTC-Netzwerk hast sich seit nunmehr einem Jahrzehnt als robust erwiesen, der Code ist Open Source.
In der Diskussion kommen allerdings auch gleich die üblichen Fragen auf: Kann die Bitcoin-Blockchain zusätzlichen Traffic verkraften, wo sie doch schon jetzt aus Sicht vieler Fachleute langsam geworden ist? Microsoft argumentiert, dass ION als zusätzlicher Layer sich zunächst selbst verwaltet und nur Zusammenfassungen in die eigentliche Blockchain von BTC schreibt. In Tests habe man mit diesem Konzept mit handelsüblichen Computern bereits Zehntausende von Identitätsbestätigungen pro Sekunde erreicht. Technisch ist ION insofern mit dem Lightning Netzwerk zu vergleichen. Beantwortet ist dadurch zudem die Frage, ob das Konzept nicht zu erheblich mehr Energieverbrauch führen würde. Denn die erforderte Rechenleistung ist im Einzelfall ist marginal.
Interessant ist natürlich auch die Frage, ob hinter ION ein Geschäftsmodell steckt. Der Microsoft-Entwickler antwortet: “Derzeit tragen wir die Kosten. Wir sind in der frühen Testphase, deshalb haben wir noch keinen finalen Geschäftsplan. Wir nutzen zwar Bitcoin, weil dieser eine große Chance bietet, das neue Konzept zu beweisen – aber unser Ansatz ist breiter. Künftig wird es weitere Unterstützung für andere Netzwerke geben.” Bekannt ist, dass Microsoft seine Blockchain-Aktivitäten unter Azure bislang bevorzugt über ERC20-Standard der Ethereum-Blockhain abbildet. Bei den digitalen Identitäten verspricht man sich wohl mehr Akzeptanz durch den bekannteren Bitcoin.
Fazit: Masterpassword in der Blockchain – Microsoft zeigt sich zukunftsorientiert
Fassen wir zusammen: Eine digitale Identität, die unkompliziert in den Internet-Alltag integriert werden kann, wäre ein Fortschritt. Diese rechtsgültige Unterschrift über die BTC-Blockchain zu verwalten, ist technisch wohl in Reichweite. Der BTC würde davon profitieren, weil jede Bestätigung einen kleinen Betrag kostet und der BTC als natürliche digitale Währung automatisch integriert wäre. Aber auch wenn Microsoft auf die Stiftung, Open Source und erste Kooperationspartner verweist – die Akzeptanz bleibt Dreh- und Angelpunkt. Will ich wirklich meine Identität unwiderruflich in einer Blockchain preisgeben? Können sich Behörden in Hunderten von Ländern darauf einigen, ION zu akzeptieren? So bleibt das Projekt zum jetzigen Zeitpunkt ein Vorstoß, der dem BTC Tribut zollt und die Fachwelt technisch interessiert. Voraussichtlich im Sommer soll ION auf das Mainnet bei BTC aufgesetzt werden, heißt es. Da ION Tokenisierung realisiert, dürften erste ernsthafte Praxisfälle sich wohl mit ganz anderen Themen als digitaler Identität beschäftigen.
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