Der nach Marktkapitalisierung zweitwichtigste Stablecoin USD Coin (USDC) hat am Wochenende zeitweise bei unter 0,90 US-Dollar notiert. Herausgeber Circle versichert, dass am heutigen Montag wieder Stabilität einzieht.
In den USA sorgt die amtliche Schließung der Silicon Valley Bank (SVB) für erhebliche Nervosität auf den Finanzmärkten und Pessimisten fürchten schon eine neue Finanzkrise. Direkte Auswirkungen haben die Finanzlöcher bei der SVB auch auf die Kryptobranche, denn ein Teil der Reserven zur Absicherung des Stablecoins USD Coin (USDC) lagern eben bei jenem Geldhaus. So ergab sich am Wochenende die Situation, dass der zweitwichtigste globale Stablecoin USDC auf dem freien Markt deutlich unter dem angestrebten Niveau von 1 US-Dollar notierte und zeitweise auf 0,877 US-Dollar fiel. Die Kryptobörsen Coinbase und Binance schränkten für USD Coin die Nutzung und den Handel temporär ein. Am heutigen Montagmorgen scheint sich die Lage aber zu beruhigen, nachdem die US-Kryptofirma Circle bekannt gab, wie sie den von ihr verantworteten Stablecoin USDC aus der Schieflage bei der Silicon Valley Bank heraushalten will.
Zunächst hatte Circle per Blogpost einräumen müssen, dass rund 8 Prozent und damit 3,3 Milliarden US-Dollar ihrer Reserven für USDC bei der SVB liegen. Der Versuch, dieses Geld am Donnerstag auf eine andere Bank zu überwiesen, sei schon nicht mehr ausgeführt worden. Diese Nachricht führte zu hektischen Abverkäufen von USD Coin und ließ den Kurs scharf einbrechen. Anschließend aber kristallisierte sich heraus, dass die Silicon Valley Bank unter staatlicher Aufsicht am Montag ihre Geschäfte fortführt. Danach meldet sich auch Circle wieder mit einer Mitteilung, der zufolge die fraglichen Einlagen bei der SVB am Montag wieder freigegeben werden sollen und USDC wieder 1:1 zum US-Dollar getauscht werden kann. Aktuell notiert USD Coin bei 0,99 US-Dollar und damit in einer tolerierbaren Abweichung.
Doch das Misstrauen in der Kryptoszene gegenüber Stablecoins dürfte bleiben. Im Frühling 2022 hatte der Absturz des algorithmischen Stablecoins TerraUSD den Zusammenbruch des gesamten Ökosystems von Terra (LUNA) nach sich gezogen und dabei mindestens 40 Milliarden US-Dollar Schaden verursacht. Der von Julian Hosp konzipierte Stablecoin DUSD (Decentralized USD) wiederum steckt seit Sommer 2022 in einer Dauerkrise. Binance USD (BUSD) ist ein Fall für sich, hier hält die Bindung an den US-Dollar, doch das Projekt wird auf Druck von US-Regulierungsbehörden abgewickelt.
So liegt die Last großteils auf USDC und Tether (USDT), die beiden klassischen Stablecoins verfügen zusammengerechnet über eine Marktkapitalisierung von gut 110 Milliarden US-Dollar und beherrschen die Branche. Sie haben sich bereits daran gewöhnt, dass ihre Reserven zunehmend kritisch beleuchtet werden. Ihre Transparenzberichte sind hier für USD Coin und hier für Tether einsehbar.
Fazit: USD Coin (USDC) verkraftet Bankenschock halbwegs souverän
Wer risikobereit USDC zu den Tiefstständen vom Wochenende einkaufte, darf sich nun über gut 10 Prozent Rendite freuen. Doch abgesehen davon ist es Circle als dem Herausgeber von USD Coin gelungen, durch schnelle und transparente Kommunikationspolitik den Marktdruck zu entschärfen. Notfalls wäre man auch bereit gewesen, Firmengelder einzusetzen, um USDC zu stützen, hieß es.
Aber andererseits hatte schon die freiwillige Schließung der Silvergate Bank in den USA vergangene Woche Schockwellen Richtung Bitcoin und Co. verursacht und es ist nicht garantiert, dass die Silicon Valley Bank das vorerst letzte Geldhaus bleibt, welches in Problem gerät. Nur hatte in der Kryptoszene wohl kaum jemand geglaubt, dass es einmal gerade Banken sein würden, die ihre Verpflichtungen nicht erfüllen können und so Stablecoins ins Wanken bringen.
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