Die Auslieferung der neuen Hardware Wallet Ledger Nano X verzögert sich ja bekanntlich. Ob sich das Update lohnt wollen wir uns hier einmal genauer anschauen.
Über die Wichtigkeit eines Hardware Wallet als Aufbewahrungsort für deine Krypto-Guthaben haben wir an dieser Stelle schon vielfach geschrieben. Spannend ist, dass mit der Ledger Nano X jetzt ein brandneues Modell auf den Markt kommt, wenn auch etwas verzögert. Dabei ist der Ledger Nano X bei den Kriterien Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit, die bei der Entscheidung für ein Hardware Wallet maßgeblich sind, durchaus stark unterschiedlich im Vergleich zu seinem Vorgänger.
Sicherheit – Ledger und Trezor verfolgen verschiedene Konzepte
Ledger bewirbt beim Nano S einen separaten Sicherheitschip, der etwa auch bei anderen sicherheitskritischen Produkten wie Reisepässen, Bank- oder SIM-Karten eingesetzt wird. Deshalb sei die Ledger Nano S auch als bisher einzige Hardware Wallet im Herstellerland Frankreich von der dortigen Behörden für Cyversicherheit ANSSI (Agence nationale de la sécurité des systèmes d’information) zertifiziert. Der Ledger Nano X durchlaufe derzeit denselben Zertifizierungsprozess, sagt Ledger-CEO Eric Larchevêque. Er betont, dass andere Hersteller von Hardware Wallets normale Chips nutzen, wie sie etwa auch im Fernbedienungen stecken.
Für Trezor-Hersteller SatoshiLabs sagt CEO Marek Palatinus, in Sachen Sicherheit sei gar nicht der Chip entscheidend, sondern die Software. Weil beim Trezor One nur Open Source Code genutzt werde, sei für die Nutzer garantiert, dass das Prinzip “Vertraue nicht – prüfe besser selbst” jederzeit eingehalten wird. Ledger hat sein eigenes Betriebssystem namens BOLOS, welches nicht öffentlich dokumentiert wird.
In unserem großen Vergleich von Hardware Wallets sehen wir aus eigener Erfahrung Ledger und Trezor grundsätzlich beide als sehr sicher an. Das größte Risiko lauert beim Einkauf: Gebrauchtgeräte oder angebliche Neuware, die nicht direkt vom Hersteller ausgeliefert wurde, waren in der Vergangenheit schon wiederholt manipuliert oder gefälscht. Wir wiederholen also den wichtigen Rat: Kauf deine neue Hardware Wallet direkt vom Hersteller.
Ansonsten sind die unterschiedlichen Ansätze bei der Sicherheitsarchitektur von Hardware Wallets zwar spannend, in der Praxis aber für die Kaufentscheidung nicht maßgeblich. Der Ledger Nano X bringt bei Sicherheitsaspekten vonseiten der Hardware keine Neuigkeiten, auf die Frage der Sicherheit bei der Datenübertragung kommen wir noch zu sprechen.
Benutzerfreundlichkeit: Ledger Nano X setzt mit Bluetooth neue Maßstäbe
Das Alleinstellungsmerkmal des Ledger Nano X ist, dass dieses Hardware Wallet über Bluetooth mit Computern und Smartphones kommunizieren kann. Ein Bluetooth-Chip ist weder bei Trezor One noch bei Ledger Nano S verbaut. Bei diesen was älteren Modellen muss man im Grunde immer seinen Desktop-PC oder Laptop einschalten, wenn Guthaben verwaltet oder mit Bitcoin und Co. gehandelt werden soll. Hier ist die Ledger Nano X ein klarer Fortschritt. Und wer nun Bedenken hat, dass die Bluetooth-Verbindung eine Sicherheitsgefahr bedeutet – Ledger macht deutlich: Der Nano X geht immer davon aus, dass die Funkverbindung gekapert sein könnte und verlangt deshalb vor jeder Transaktion vom Nutzer eine Prüfung und physikalische Bestätigung. Hierbei können auch die biometrischen Methoden von Smartphones (Fingerabdruck oder Gesichtserkennung) benutzt werden.
Bluetooth is just a bearer, like USB. The Nano X operates on the assumption that the BLE connection is compromised. You always have to physically review and confirm a transaction on device.
— Ledger (@Ledger) January 8, 2019
Ein Problem, das bei der Ledger Nano S manche nervt, ist der begrenzte Speicherplatz. Hier hat der Hersteller zwar bereits durch ein Update der Software nachgebessert und mehr Speicherplatz freigeräumt. Der große Befreiungsschlag kommt dennoch mit der Ledger Nano X, der mit mehr Speicherplatz ab Werk punktet und es so erlaubt, bis zu 100 verschiedene Kryptowährungen parallel auf dem Hardware Wallet zu verwalten. Prinzipiell unterstützt Ledger aktuell knapp 1200 verschieden Kryptowährungen und damit etwa 100 mehr als Trezor. Beide Hersteller supporten alle wichtigen Coins, Trezor direkt im Betriebssystem und Ledger durch Apps via Ledger Live. Dadurch kann Ledger neue Kryptowährungen üblicherweise deutlich schneller einbinden als Trezor.
Wir finden in der Praxis das Konzept von Ledger grundsätzlich etwas nutzerfreundlicher, aber das mag teilweise auch Geschmacksache sein. Das große Plus des Ledger Nano X ist sicher Bluetooth, was die Nutzung und das Handeln von Coins unterwegs via Smartphone ermöglicht und hier liegt das wichtigste Argument, wenn man mit dem Gedanken spielt, seine bereits vorhandenen Ledger Nano S oder Trezor One durch eine neue Hardware Wallet zu ersetzen oder durch ein zweites Gerät zu ergänzen.
Fazit: Lohnen sich die 119 Euro für die neue Ledger Nano X?
Sind mehr als zweimal so viel Guthaben in Kryptowährungen vorhanden als der Preis für ein neues Hardware Wallet, sollte man sich dieses kaufen. Das ist als Richtwert sicherlich vernünftig. Immerhin bleibt das Hardware Wallet, ob nun von Trezor oder Ledger, deine wichtigste Absicherung vor Hacks bei Kryptobörsen oder bei Software beziehungsweise Hot Wallets. Falls du regelmäßig mit Kryptowährungen hantierst, werden die Komfortmerkmale des Ledger Nano X entscheidend sein: Bluetooth, größerer Speicher und größeres Display. Zum Vergleich: Der Ledger Nano S kostet aktuell beim Hersteller 59 Euro, für die Trezor One werden 69 Euro aufgerufen. Die Kombination eines Ledger Nano S oder Trezor One zum Aufbewahren von Guthaben mit einem Ledger Nano X für den täglichen Einsatz dürfte das Szenario sein, welches sich für die meisten durch das Update ergibt und in der Praxis auch Sinn macht.
Wer noch keinen Ledger hat kann diesen direkt beim Hersteller für 119 Euro Ledger kaufen.
Be the first to comment