Solana (SOL) war wegen technologischer Aussetzer für rund sieben Stunden funktionsunfähig. Wiederkehrende Netzwerkprobleme sind nur ein Kritikpunkt am angeblichen “Ethereum-Killer”.
Solana (SOL) hat am Wochenende einmal mehr Anleger, Entwickler und Fachpublikum negativ überrascht: Per Twitter musste man einen Netzwerkausfall bei Solana melden und erst ein Neustart rund sieben Stunden später brachte das Ökosystem wieder zum Laufen. Netzwerkausfälle bei SOL sind für Unbeteiligte in der Kryptoszene schon zum beliebten Thema für Spott und Hohn geworden – allein im letzten Jahr stand bei Solana acht Mal ohne Vorankündigung über Stunden still. Das jüngste Blackout wurde später damit erklärt, dass ein einzelner Node (Netzwerkpunkt) falsche Blöcke erzeugte und andere Netzwerkpunkte sich dann darin verhedderten, die Blockchain korrekt fortzuschreiben.
Doch Kritiker wie Justin Bons wollen nicht mehr Entschuldigungen und Beschwichtigungen von Solana abgespeist werden. Bons ist Gründer und Chef beim Krypto-Fonds Cybercapital und hinterfragt seit fast zehn Jahren aus Expertensicht Plus- und Minuspunkte bei führenden Kryptowährungen. In Sachen Solana platzte ihm nun der Kragen, wie seine Ausführungen zu SOL auf Twitter überdeutlich machen. Totale Netzwerkausfälle bei Solana sind aus Bons Sicht durch grundlegende Designfehler bedingt und der Ausweg durch Neustarts demonstriere, wie zentralisiert das Netzwerk in Wirklichkeit sei. Dieser Einwand war schon vor gut einem Jahr zu hören, als Solana mitten in einer Boomphase für fast 20 Stunden ausfiel. Denn technologisch betrachtet sollte eine Blockchain bei Überlastung keinesfalls ausschalten, sondern sich stauende Aufträge eben mit Verzögerung abarbeiten. Ein Neustart, zu dem sich die Mehrheit der Netzwerkpunkte gezielt verabreden muss, bedingt zudem, die Blockchain von einem Stand aus fortzuschreiben, den Nodes und Solana Stiftung kurzfristig allein bestimmen.
Bons sieht mangelnde Dezentralisierung bei Solana und die sich häufenden Netzwerkausfälle auch als Zeichen dafür, was alles sonst noch bei SOL im Argen liegt. Er verweist auf den Wallet Hack im August, der auf Solana Wallets zurückzuführen war, die nicht Open-Source sind und deshalb anfälliger für Hacks. Solche nicht nachvollziehbare Sorglosigkeit findet Bons auch im Entwicklerforum für Solana, wo mögliche Sicherheitsprobleme zwar gemeldet, aber nicht bearbeitet werden.
Solana hat bei DeFi-Umsatz und Infos zur Tokenverteilung falsche Angaben gemacht
Aus der noch jungen Geschichte von Solana pickt sich Bons noch drei weitere Details heraus, die kritische Anleger zumindest nachdenklich stimmen sollten. So habe Solana zum Launch im April 2020 wissentlich falsche Angaben zur Gesamtmenge und Verteilung der Token gemacht und die erst berichtigt, als Recherchen den Schwindel aufflogen ließen. Auch sei Solana bei Angaben zur technologischen Leistungsunfähigkeit irreführend, weil bei der Berechnung von Transaktionen pro Sekunde (TPS) auch interne Datenblöcke mitgezählt würden, die aber keine Transaktion an sich enthielten. Und dann gab es noch den Fall von zwei SOL-Entwicklern, die gezielt das Volumen von DeFi unter Solana mit Tricks manipulierten. Zeitweise waren bis zu 70 Prozent des TVL für DeFi bei Solana schlicht und einfach Fake durch wiederholte Doppelzählungen, schreibt Bons.
Im Fazit kommt Bons zu dem Schluss, dass Solana als angeblicher “Ethereum-Killer” völlig überbewertet sei und sich die Probleme bis hin Richtung Betrug, Lügen und Hacks ziehen. Wir haben bereits Anfang des Jahres zusammengefasst, warum Solana mehr als nur ein Imageproblem hat – und können zu den von Bons angeführten Punkten noch die ungesunde Ballung von Großinvestoren (Whales) bei SOL hinzufügen.
Solana-Mitgründer Anatoly Yakovenko will von solche Kritik wenig wissen und hat zuletzt gemeint, dass Netzwerkausfälle quasi ein natürlicher”Fluch” oder “Plage” (“Kurse) bei Blockchains seien. Solche Situationen hätten auch Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) schon erlebt, behauptete Yakovenko – was aber schlicht nicht stimmt.
Fazit: Solana überbewertet? Bild von SOL hat tiefe Kratzer bekommen
Solana hat sich in den Top Ten der kapitalstärksten Kryptowährungen festgesetzt und spielt auch in der Sparte DeFi nach wie vor eine führende Rolle. Netzwerkausfälle betreffen das Tagesgeschäft mit SOL direkt, da dann keine Transaktionen möglich sind. Aber wann man wie Bons und andere Kritiker genauer hinschaut darauf, wie Solana im Hintergrund organisiert wird, tun sich auch weitere besorgniserregende Details auf. Als Solana in guten Zeiten von einem Allzeithoch zum nächsten eilte, haben Anleger solche Bedenken oft beiseitegeschoben. Es scheint aber mittlerweile notwendig, die Bewertung von Solana zumindest zu überdenken.
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