Die Zahl von täglichen NFT Verkäufen ist auf knapp 20.000 zurückgegangen – im September 2021 waren es mit 225.000 noch elfmal so viel. Haben die Kritiker recht, die NFTs für eine Modeerscheinung halten?
Im letzten Jahr verzichtete kaum ein neues Projekt darauf, in das Konzept NFTs einzubauen. Solche Non-fungible Token, also einzigartige und unveränderbare digitale Besitztümer, erschufen in kurzer Zeit einen eigenen Markt und Projekte wie CryptoPunks oder der NFT Marktplatz OpenSea boomten. Doch jetzt zeigen etwa die Blockchain-Daten von NonFungible, wie die Nachfrage deutlich schrumpft: Wurden im Herbst 2021 an vielen Handelstagen noch mehr als 200.000 NFT Verkäufe am Tag gezählt, sind es aktuell oft weniger als 20.000. Die NFT Verkäufe bei Apecoin (APE) für das Metaverse Otherside setzten am Wochenende zwar noch einmal einen positiven Impuls, sind aber als einmaliges Großereignis zu werten. Doch auch wenn sich jetzt die Kritiker bestätigt sehen, die NFTs eh für einen Hype und im Grunde als Bluff betrachteten – die Analyse um NFTs sollte differenziert geschehen.
Argument Nummer Eins: Die Zahl der täglichen NFT Verkäufe ist eine Kennzahl – eine zweite ist das täglich bewegte Handelsvolumen. Und hier ist der Einbruch wesentlich weniger dramatisch. Immer noch erzielt der NFT Markt täglich oft nahe 100 Millionen US-Dollar Umsatz und ist damit auf ähnlichem Niveau wie im September 2021, als die allergrößte erste Euphorie in Sachen NFTs abflaute.
Argumente Nummer Zwei: Was derzeit auf dem NFT Markt passiert, lässt sich auch als Bereinigung interpretieren. So fand der historisch erste Twitter Tweet, der als NFT im März 2021 für 2,9 Millionen US-Dollar versteigert wurde, bei einem jetzigen Angebot nur ein Höchstgebot von 14.000 US-Dollar und verblieb deshalb beim Besitzer. Aber vermeintliche NFT Blue Chips wie die Bored Ape Yacht Club Kollektion oder eben die museumsreifen CryptoPunks werden weiter auf hohem Niveau gehandelt.
Argument Nummer Drei: Im sommerlichen Hype um NFTs vor einem Jahr kamen unzählige kleinere Projekte auf den Markt, die für viele Verkäufe, aber wenig Handelsvolumen sorgten. Hier scheint die Ernüchterung hart einzutreten, denn dort war wohl wirklich eine Blase entstanden und NFT Käufer schlagen heute nicht mehr blind zu.
Argument Nummer Vier: Der Kryptomarkt ist längst nicht mehr von makroökonomischen Entwicklungen abgekoppelt. Der Tech-Index Nasdaq Composite liegt im Vergleich zum November 2021 um etwa 23 Prozent Minus, Bitcoin (BTC) sogar um 43 Prozent. Solche Trends wirken auch auf den NFT Markt ein.
Argument Nummer Fünf: Bislang war für den sicheren Kauf und Verwahrung von NFTs meist ein gewisses technisches Wissen notwendig. Massenadoption soll etwa ein NFT Marktplatz der US-Kryptobörse Coinbase bringen, der seit Oktober 2021 angekündigt ist und auf dessen Warteliste sich mehr als vier Millionen Menschen eingetragen haben.
Spreu und Weizen trennt sich in der Sparte NFTs
Nachfragen vom Wirtschaftsmagazin Wall Street Journal ergeben, dass große Namen und ausgereifte Kunstprojekte mit NFTs weiterhin ziehen. Ein Beispiel: Der Pop-Art-Künstler Jeff Koons, dessen Werke bereits früher Rekordpreise weltweit erzielten, verkauft demnach auch jetzt Anteile an einer Skulptur als NFTs mühelos für 2 Millionen US-Dollar pro Stück. Die Skulptur soll später buchstäblich zum Monat geschossen werden. Vergängliche, explosive Kunst stellt auch der Chinese Cai Guo Qiang her, dessen NFTs verbunden mit digitalen Feuerwerken sich gut verkaufen. Im Genre Musik versteigert etwa die Band The Crystal Method NFTs, die mit einem Backstage-Pass und einem Abendessen nebst Songrechten verbunden sind. Im Film hat Regisseur Kevin Smith den Plan, 5.555 NFTs anzubieten, die exklusiven Zugang zu seinem nächsten Film garantieren.
Es deutet sich an, dass sich herauskristallisiert, welche NFTs nachhaltigen Wert entwickeln. Dazu gehört neben qualitativ hochwertiger Ausführung von Kunst(handwerk) immer deutlich auch das Verknüpfen zusätzlicher Privilegien, wie es Bored Ape Yacht Club vorgemacht hat. Aber unausgegorene Projekte wie Pixelmon werden vom Markt gefegt, was für frühe Investoren durchaus schmerzhaft sein kann.
Fazit: NFT Markt konsolidiert sich – Anleger sollten genau recherchieren
Wer sich auf den Handel mit Altcoins spezialisiert hat, kennt die Ausgangssituation: Um aus der Fülle neuer Kryptowährungen die herauszupicken, welche mittel- und langfristig erfolgreich sind, ist eigene Recherche notwendig. Wenn Konzept, Team und praktische Umsetzung ein überzeugendes Gesamtpaket ergeben, stehen die Chancen wesentlich besser als bei Neuerscheinungen, die von Beginn an mehr Fragen als Antworten produzieren. In vielerlei Hinsicht scheint sich dies im NFT Markt zu wiederholen. So ist der Einbruch bei den täglichen NFT Verkäufen zwar tatsächlich massiv. Doch das NFT Spitzensegment hält Handelsvolumen auf hohen Niveaus und produziert auch neue professionelle Projekte, die sich von amateurhaften Versuchen deutlich unterscheiden. Wenn Du also jetzt Anlagen über NFTs realisieren möchtest, solltest Du Dir unbedingt die Zeit nehmen, vor einem Kauf das Projekt selbst genau zu prüfen.
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