Ethereum (ETH) hat seine Position als zweitwichtigste globale Kryptowährung im Kryptojahr 2022 gestärkt. Der Protokollwechsel durch „The Merge“ markierte dabei ein historisches Ereignis. Was war rund um Ethereum sonst noch los und was ist in 2023 zu erwarten?
Als das Kryptojahr 2022 am 1. Januar anbrach, schien die Bühne für Ethereum (ETH) bereit für eine Gala-Show: ETH notierte mit knapp 3.700 US-Dollar und stützte sich auf die auch in unserem ETH Jahresrückblick 2021 festgehaltenen Fortschritte. Doch die Endabrechnung jetzt Ende Dezember ernüchtert aus der Sicht von Anlegern: Über die vergangenen zwölf Monate verzeichnet die Preiskurve von Ethereum ein Minus von 70 Prozent und dümpelt aktuell bei um 1.200 US-Dollar. Wie kam es dazu und was spricht dennoch für eine erfolgreiche Zukunft von Ethereum?
Kursverfall bei Ethereum in 2022 – Absetzen von Trends misslang
Der Kurs von ETH konnte sich über das ganze Jahr 2022 allenfalls für kurze Intervalle von den Tendenzen am Gesamtmarkt lösen. Als das Ökosystem um Terra (LUNA) mitsamt algorithmischen Stablecoin UST im Mai wie ein Kartenhaus zusammenklappte, trafen die Schockwellen Ethereum insbesondere in der wichtigen Sparte Dezentralisierte Finanzen (DeFi). ETH gibt dort den Ton an und der durch Terra verursachte Vertrauensverlust schlug auf Ethereum durch.
Mitte Juni 2022 kämpfte Ethereum so darum, nicht unter die psychologisch wichtige Marke von 1.000 US-Dollar zu fallen. Ein wichtiger Faktor für den Kursverfall: Um den von langer Hand vorbereiteten Protokollwechsel bei Ethereum durch „The Merge“ zu bewerkstelligen, war es seit Ende 2020 möglich, ETH in geschlossener Umgebung für Staking bereitzustellen und damit attraktive Zinsen zu erzielen. Aber Unruhen am Markt und Unsicherheiten um das Launch-Datum für „The Merge“ ließen sogar die angestrebte 1:1 Bindung von Lido Staked Ethereum (stETH) an ETH wackeln und Nervosität verbreitete sich.
„The Merge“ macht Ethereum zukunftssicher
Als dann nach einigen Verzögerungen im Juli 2022 der September für „The Merge“ angesetzt wurde, konnte Ethereum einige vorige Verluste wieder gutmachen. Immerhin sollte „The Merge“ für Ethereum ein bahnbrechendes Ereignis markieren. Bis dahin hatte die zweitgrößte globale Kryptowährung ETH wie der Leitwolf Bitcoin (BTC) technologisch auf Proof-of-Work (PoW) als Protokoll gesetzt.
Mit „The Merge“ wechselte Ethereum weg von PoW, was als energiehungriger Protokoll in der Kritik steht und bei ETH auch schon lange an Kapazitätsgrenzen gestoßen war. Seit dem 15. September 2022 basiert Ethereum nun auf dem modernen Protokoll Proof-of-Stake, „The Merge“ ging letztendlich reibungslos über die Bühne. Doch kurstechnisch war dieser fundamentale technologische Fortschritt bei ETH offensichtlich bereits eingepreist.
FTX Pleite lässt auch ETH nicht kalt
So hatte Ethereum auch der zweiten großen Pleite des Kryptojahrs 2022 nichts entgegenzusetzen. Als die Kryptobörse FTX im November Insolvenz anmelden musste, verschwand damit nicht nur der zuvor zweitgrößte Handelsplatz weltweit für Bitcoin und Co., sondern die Domino-Effekte halten weiter an, bis in die DeFi Sparte. In diesem Negativtrend gehen mit „The Merge“ verknüpfte Errungenschaften bei Ethereum unter, etwa die eingeläutete Deflation.
Ethereum PoW (ETHW) bleibt Fußnote der Krytogeschichte
Eine aus neutraler Sicht unangenehme Begleiterscheinung von „The Merge“ war, dass nach dem Hard Fork versucht wurde, mit Ethereum PoW (ETHW) die frühere Version von ETH mit Proof-of-Work als Protokoll fortzuführen. Experten hatten diesen Plan schon im Vorfeld als aussichtslos eingestuft und ETHW ist auf einen Preis von unter 3 US-Dollar abgestürzt. Doch Ethereum PoW schuf bei unerfahrenen Anlegern Verwirrung.
„Flippening“ für Ethereum noch realistisch?
Mittel- und langfristig denkende Anleger glauben teilweise daran, dass Ethereum in absehbarer Zeit bei der Marktkapitalisierung die Nummer Eins Bitcoin überholen kann. Ein solches Szenario wird im Kryptojargon als „Flippening“ bezeichnet. Der durch „The Merge“ bewerkstelligte Umbau bei ETH gab „Flippening“ Thesen Unterstützung – aber nur theoretisch.
In der Realität haben sich im Kryptojahr 2022 die Marktanteile von Bitcoin und Ethereum kaum verschoben, BTC besetzt rund 40 Prozent der Kapitalisierung des Gesamtmarkts und ETH kommt auf knapp 20 Prozent. Zumindest in turbulenten Zeiten verlassen sich Anleger weiterhin am liebsten auf Bitcoin als Fels in der Brandung, Ethereum bleibt das „digitale Silber“.
Fazit: Ethereum muss in 2023 Sondereffekte einkalkulieren
Wenn nicht die Crashs von Terra und FTX das Kryptojahr 2022 beherrscht hätten, würde Ethereum glänzend dastehen – so äußern sich viele ETH Anhänger. Aber Argumentationen im Konjunktiv sind kein Geld wert und die enttäuschende Preiskurve von Ethereum spricht für sich selbst. „The Merge“ war allerdings trotzdem bahnbrechend und erbrachte den Beweis, dass Ethereum technologisch reformfähig ist. Im Jahr 2023 wird der Weg Richtung Ethereum 2.0 fortgesetzt und erste vorhersehbare Station ist das derzeit für März anvisierte Update „Shanghai“. Damit wird es möglich, ETH aus dem Staking auch wieder abzuziehen. Dies betrifft rund 13 Prozent des Gesamtbestands aller Ethereum und hat deshalb das Potenzial, durch Abverkäufe die Preiskurve von ETH negativ zu beeinflussen.
So deutet vieles darauf hin, dass es Ethereum auch in 2023 schwer haben wird, ein eigenes Momentum zu entfachen. Aber jetzige ETH Kursstände können durchaus gute Einstiegspreise darstellen – wenn man das Ethereum Allzeithoch von fast 5.000 US-Dollar aus dem November 2021 als Bezugsgröße wählt.
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