Binance, TRON, EOS, BitMEX und weitere führende Unternehmen aus der Kryptobranche müssen in den USA erhebliche juristische Probleme befürchten. Denn eine Anwaltskanzlei hat Sammelklagen eingereicht, um Schadensersatzzahlungen für den unerlaubten Verkauf von Security Token zu erstreiten.
US-Medien schreiben in Anspielung auf der Fernsehserie Game of Thrones bereits von “Red Wedding” und meinen damit ein blutiges Massaker für die Kryptobranche. Denn die Anwaltskanzlei Roche Cyrulnik Freedman hat gleich in 11 Fällen Sammelklagen gegen bekannte Namen aus der Kryptobranche angestrengt. Dabei geht es im Kern stets um die Frage, ob Unternehmen wie Binance, Block.one und BitMEX Anleger falsch informiert und ihnen Security Token verkauft haben, ohne die dafür notwendige Genehmigung der US-Börsenaufsicht zu besitzen. Bekommen die Kläger recht, drohen Schadensersatzzahlungen in vielstelliger Millionenhöhe. Die Kanzlei hat sich in der Kryptoszene bereits einen Namen gemacht dadurch, dass man etwa im Fall um Craig Wright juristische Erfolge erzielt hat.
Hintergrund zu Krypto-Sammelklagen in den USA
Die US-Gesetze sehen vor, dass Securities (Wertpapiere) nur angeboten werden dürfen, wenn die Securities and Exchange Commission (SEC) als Börsenaufsicht grünes Licht gegeben hat. Die SEC wendet zur Prüfung von Einzelfällen den sogenannten Howey Test an. Dieser hat in der Vergangenheit schon so machen Altcoin im Nachhinein ins Straucheln gebracht, weil empfindliche Straf- und Schadensersatzzahlungen verhängt wurden.
Wir fassen exemplarisch zusammen, wie in einigen der nun eingereichten Sammelklagen argumentiert wird:
- Bei Binance sehen die Kläger in ihrer Klageschrift es als erwiesen an, dass die Kryptobörse mindestens 12 Altcoins ohne die notwendige Genehmigung angeboten hat, darunter EOS, Bancor Token (BNT) und Status Token (SNT). Verantworten soll sich dafür unter anderem auch der Binance-CEO Changpeng Zhao (“CZ”.) Binance und CZ schweigen bislang zu den Vorwürfen.
- Bei TRON (TRX) nimmt die Klageschrift die TRON Stiftung und Mastermind Justin Sun ins Visier. Diese hätten TRX auf den Markt gebracht und dabei gegen besseren Wissens behauptet, TRX sei kein Security Token.Auch der sonst so redselige Justin Sun hat die Vorwürfe bisher nicht kommentiert.
- Bei der Klage gegen Block.one ist die Situation etwas komplizierter. Block.one ist das Unternehmen hinter EOS und hat im Oktober 2019 bereits einen Vergleich mit der SEC geschlossen. Dies sehen die Kläger als deutliches Indiz, dass die ICO von EOS nicht rechtens war und Anlegern deshalb Schadensersatz zusteht. Block.one kommentiert, man sei auf einen Gerichtsprozess gut vorbereitet.
- Ein weiterer populärer Spieler aus der Kryptobranche ist die Kryptobörse BitMEX, die sich nun mit einer Sammelklage konfrontiert sieht. Hier wird zu einem der Verkauf von Altcoins wie EOS und SNT moniert. Dazu kommen Vorwürfe der Preismanipulation bei Bitcoin (BTC). BitMEX habe mit Kundengeldern gegen die eigenen Kunden gewettet, so die Kläger. Mehr als 800 Millionen US-Dollar seien so nicht wie versprochen in einen Versicherungsfonds eingezahlt, sondern für spekulative Geschäfte verwendet worden.
Droht der Kryptobranche durch US-Sammelklagen ein Erdbeben?
Der Kurs von Bitcoin (BTC) als unumstrittener Leitwährung unter den Kryptowährungen zeigte sich von den Nachrichten zu den Sammelklagen unbeeindruckt und legte seitdem moderat um etwa 4 Prozent zu. Bei EOS, dass in vielen der Klageschriften auftaucht, ist der jüngste Trend ebenfalls positiv. Beobachter und Marktteilnehmer rechnen also vorerst nicht damit, dass die neuen Sammelklagen die Kryptobranche in ihrem Unterbau erschüttern könnte.
Festzuhalten für Dich als Anleger aber bleibt: Fragen zur Einstufung von Kryptowährungen als Security Token können Dein Investment erheblich gefährden. Ein seriöser Anlaufpunkt für Dein Risikomanagement ist der Crypto Rating Council. In der Vergangenheit haben sich US-Gerichte und die SEC mehrheitlich auf die Seite der Anlageschützer positioniert und im Zweifelsfall gegen die Herausgeber von Altcoins und Kryptobörsen entschieden. Wiederholt sich das Szenario, dürften so manchem Großunternehmen aus der Kryptobranche schwere Zeiten bevorstehen.
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