Terra (LUNA) ist über das Wochenende um mehr als 20 Prozent in Minus gefallen. Dahinter stecken Spekulationen darüber, ob der zum Ökosystem gehörende Stablecoin TerraUSD (UST) in Schwierigkeiten kommt.
Aus einem ohnehin von roten Zahlen geprägten Kryptowochenende sticht Terra (LUNA) mit gut 20 Prozent Minus zusätzlich heraus. Am Freitag notierte Terra noch bei 80 US-Dollar, am heutigen Montagmorgen stehen für LUNA nur noch 62 US-Dollar zu Buche. Parallel dazu fiel der zugehörige Stablecoin TerraUSD (UST) speziell am Samstag viele Stunden lang in Regionen von 0,990 US-Dollar, was eine Aufweichung der eigentlich konzipierten festen Bindung von 1:1 an den US-Dollar bedeutete. Erfüllen sich gerade Prophezeiungen von Kritikern, die schon immer meinten, dass das algorithmische Prinzip hinter TerraUSD und Terra unter Marktdruck zusammenbrechen könnte?
Luna Foundation Guard (LFG) stellt 1,5 Milliarden bereit, um UST zu stabilisieren
Zumindest im Hintergrund von Terra und UST haben die jüngsten Marktentwicklungen dazu geführt, dass ein koordiniertes Eingreifen möglich wird. Die Stiftung Luna Foundation Guard (LFG) gab am Montag am frühen Morgen per Twitter bekannt, 1,5 Milliarden US-Dollar ihrer Reserven zu mobilisieren, um eventuelle Turbulenzen ausgleichen zu können. Zur Begründung bezog man sich ausdrücklich auf hohe Volatilität, welche über TerraUSD hinaus auch LUNA zu Bitcoin (BTC) ergreife. Die LFG wurde im Februar gegründet und soll als Bollwerk dienen können, um Spekulationen gegen TerraUSD mit Reserven in Fremdwährungen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sie hat mittlerweile 3,5 Milliarden US-Dollar in Reserven angehäuft, die zu mehr als 90 Prozent in Bitcoin (BTC) gelagert werden. Die nun entnommen 1,5 Milliarden US-Dollar werden jeweils hälftig in Bitcoin und UST bereitgestellt.
Noch am Sonntag hatte sich Do Kwon, Gründer und CEO von Terra, über Spekulationen lustig gemacht. Auf Twitter verglich er Stimmen, die ein Zusammenbruch von UST ankündigten, mit solchen, die ein Wiederkehren von Dinosauriern für wahrscheinlich hielten. Doch auch Kwon musste am Montag zurückrudern und erklärte warum, die LFG sich für ein Eingreifen bereit halte.
TerraUSD – hat der Stablecoin einen Konstruktionsfehler?
Im März hatte Do Kwon bei öffentlichkeitswirksamen Millionenwetten gegen LUNA und UST gegengehalten, die im Kern um die Konstruktion von TerraUSD kreisen. Seine Wettgegner meinen, dass TerraUSD dann kollabieren wird, wenn plötzlich Großbeträge aus dem Stablecoin abgezogen werden. Im Normalfall ist UST durch einen Automatismus von LUNA gedeckt, weil beim Generieren von Terra USD Terra eingebracht werden muss und umgekehrt beim Auszahlen von UST auch wieder neue LUNA entstehen.
Aber am Wochenende bahnte sich das Szenario an, dass große Bewegungen den Automatismus ins Schwanken bringen können. Der größte und wichtigste Liquiditätspool für UST war bei Curve fast leer gefegt, denn selbst bei kleinen Schwankungen können Händler durch das Tauschen von UST gegen andere Stablecoins Gewinne mitnehmen. Bis jetzt zeigt sich bei Curve ein ungesundes Ungleichgewicht in den UST Reserven. Auch Curve Whale Watching meldete große Transaktionen.
Fazit: Ökosystem Terra unter großem Druck
Der Blick auf die Marktkapitalisierungen von Terra (derzeit gut 21 Milliarden US-Dollar) und UST (aktuell knapp 18 Milliarden US-Dollar) zeigt eine bedenkliches Annäherung, welche im schlimmsten Fall einen Kollaps provozieren könnte. Das mögliche Eingreifen der Luna Foundation Guard (LFG) soll jetzt im Moment Druck vom Kessel nehmen und so werden die nächsten Stunden und Tage zeigen, ob das Ökosystem von Terra so stabil reagiert wie konstruiert. Für Entwarnung ist es möglicherweise noch zu früh.
Und wieder zurück zum Bankensystem. Bailout, Bailout, Bailout…