XRP, die Kryptowährung von Ripple, hat mit juristischen Problemen und Kursverlusten zu kämpfen. Ist das vielleicht der richtige Moment, XRP zu rekordverdächtig niedrigen Preisen einzukaufen? Wir meinen “Nein” und erklären, warum.
Schon wieder erlebt Bitcoin (BTC) mit einem Kurs von über 35.000 US-Dollar sein nächstes Allzeithoch. Infolge dessen interessieren sich immer mehr Bürger für ein Investment in Kryptowährungen. Schnell fällt die Aufmerksamkeit dabei auch auf Ripple (XRP), bis vor wenigen Tagen immerhin die Nummer Drei unter den wichtigsten Kryptowährungen nach Marktkapitalisierung. Ripples Idee: den internationalen Zahlungsverkehr mithilfe von XRP als Brückenwährung schneller und preiswerter zu gestalten. Doch bei Ripple und XRP läuft bei Weitem nicht alles so rund, wie man als Anleger auf den ersten Blick vielleicht glauben würde. Wir nennen Dir acht Gründe, warum von einem Investment in XRP unter aktuellen Umständen abzuraten ist:
1. Die mächtige US-Börsenaufsicht SEC hat Ripple wegen XRP verklagt. Im Raum stehen Schadensersatzzahlungen von mehr als 1 Milliarde US-Dollar. Der Vorwurf: Ripple hat XRP ohne Genehmigung verkauft. Für solche Securities (was XRP vermutlich ist, die Frage steht zumindest im Raum) aber müssten nach US-Recht Zulassung eingeholt und Börsenprospekt erstellt werden. Ripple weist die Vorwürfe zurück und scheint bereit, sich auf einen unter Umständen jahrelangen Rechtsstreit einzulassen. XRP leidet unter den Unsicherheiten und zeigt eine negative Preiskurve, während Bitcoin und andere führende Kryptowährungen wie Ethereum (ETH) von Rekord zu Rekord eilen.
2. XRP birgt erhebliche Inflationsrisiken. Nach wie vor befinden sich mehr als 50 Prozent aller XRP im Besitz von Ripple. 100 Milliarden XRP wurden einst generiert, maximal 1 Milliarde XRP darf Ripple laut Selbstverpflichtung pro Monat verkaufen. Dazu kommen große Mengen an XRP, die Ripple Mitgründer Jed McCaleb nach seinem Ausscheiden zustehen und die er systematisch abstößt. Daraus entsteht eine Situation, in der das Angebot von XRP weiter steigt und die Nachfrage nicht mithalten kann.
3. Als XRP im Jahr 2013 von Ripple gelauncht wurde, waren Digitalwährungen noch Neuland. Die Vorteile automatisierter Geldtransfers in Sekundenschnelle und zu sehr niedrigen Gebühren wirkten tatsächlich wie eine revolutionäre Alternative zu den bestehenden Systemen der klassischen Bankenwelt wie SWIFT. Das erkannte etwa auch die US-Großbank JP Morgan – und legte einen eigenen Stablecoin für seine Kunden auf. XRP blieb außen vor. Mittlerweile diskutieren Notenbank weltweit über die Herausgabe von staatlich gestützten Digitalwährungen (CBDC), darunter auch die EZB über einen E-Euro. XRP kann von der Entwicklung nicht profitieren, sondern muss zusehen, wie sein Konzept immer weiter unter Druck gerät.
4. Die öffentliche Gleichsetzung von Ripple und XRP ist problematisch. Denn Ripple findet zwar Kunden, mehr als 300 sind es schon geworden. Aber nur 10 Prozent der Geldinstitute und Finanzdienstleister, die auf Technologie von Ripple vertrauen, setzten dabei auch XRP ein. Selbst der Vorzeigekunde MoneyGram, bei dem Ripple 2019 Anteilseigner wurde, lässt sich den Gebrauch von XRP für internationale Geldtransfers zusätzlich von Ripple vergüten. Intern heißt es bei MoneyGram, dass die Kombination von Ripple und XRP gar nicht preiswerter ist als Alternativen. Kurzum: Das ursprüngliche Konzept von Ripple mit XRP hat sich in der klassischen Finanzwelt nicht wie erhofft durchsetzen können.
5. Ripple will bereits umsteuern und Privatkunden XRP als Zahlungsmittel in der Online-Welt nahebringen. Da sind die Vorwürfe der SEC Gift. Große Kryptobörsen wie Coinbase haben damit begonnen, XRP auszulisten (zumeist zunächst erst einmal nur in den USA). Auf dem Heimatmarkt USA gehen Ripple und XRP die Handelsplätze aus. PayPal hat bei seiner neuen Kryptosparte gleich ganz auf die Unterstützung von XRP verzichtet. Der Streit zwischen SEC und Ripple um XRP belastet Vertrauen und Kursentwicklung.
6. XRP notiert aktuell bei um 0,20 US-Dollar und hat sich von der Entwicklung des Gesamtmarkts von Bitcoin und Co. negativ abgekoppelt. In Euro oder US-Dollar betrachtet, steht XRP aktuell wieder auf einem Level von 2018, wo andere Kryptowährungen im selben Zeitraum ein Plus von mehreren 100 Prozent verbuchten. Im Vergleich zu Bitcoin wird die enttäuschende Preisentwicklung überdeutlich: Im Währungspaar XRP/BTC notiert Ripple jetzt auf einem Allzeittief. Es währe also zu jedem Zeitpunkt lukrativer gewesen Bitcoin anstatt XRP zu kaufen in den letzten Jahren.
7. Neben der SEC klagen auch enttäuschte frühe Investoren gehen Ripple, mehre Sammelklagen sind anhängig. Auch hier geht es um mutmaßlich irreführende Informationen von Ripple beim Verkauf von XRP. Die jüngste juristischen Front haben Kapitalgeber gegen Ripple eröffnet, die noch im Dezember 2019 mit einer 200 Millionen US-Dollar schweren Finanzierungsrunde Ripple reif für die Börse machen wollten. Angesichts der SEC-Klage wollen auch diese Investoren ihr Geld zurück und berufen sich auf einen entsprechenden Vertragspassus, der das regulatorische Risiko von XRP als Ausstiegsgrund zulassen soll.
8. Börsenpläne von Ripple scheinen aber ohnehin auf Eis gelegt, selbst die Abwanderung von Ripple aus den USA wird von der Führungsspitze überlegt. Doch selbst im positiven Szenario – Ripple löst seine Rechtsstreitigkeiten und geht erfolgreich an die Börse – was hat XRP dann davon? Voraussichtlich gar nichts. Denn zwar werden XRP und Ripple stets in einem Atemzug genannt, aber XRP ist längst das Sorgenkind und Achillesferse von Ripple. Bei einem Börsengang würden die beiden voneinander unabhängigen Systeme sicherlich voneinander getrennt. Wer XRP hält, würde also auch dann nicht von einem möglichen Erfolg von Ripple profitieren.
XRP kaufen – aktuell keine gute Idee
Optimisten argumentieren bei XRP, dass mit der DeFi Plattform Flare und dem zugehörigen Token Spark ein vielversprechendes Projekt in den Startlöchern steht. Tatsächlich lockte die Idee eines neuen Einsatzfelds durch einen spektakulären Airdrop von Spark für XRP Anleger an und brachte XRP von Mitte November 2020 für einige Wochen ins Plus. Aber die Kursgewinne sind längst wieder verpufft und das Damoklesschwert SEC beherrscht die Prognosen für Ripple und XRP.
Ripple könnte sich auf Grundlage seiner anerkannten Technologie noch dafür entscheiden, mit einem neuen, legalen Stablecoin sein Glück zu versuchen. Anleger mit Guthaben in XRP aber hätten selbst von einem solchen Schritt nichts. Wir sehen für XRP kein Comeback in Sicht und den Altcoin zum Spekulationsobjekt verkümmern. Um mittel- und langfristig den Inflationsgefahren bei Euro und anderen Fiat-Währungen zu trotzen, boten zuletzt Bitcoin und zukunftsorientierte Aktien wie beispielsweise Google (Alphabet), Tesla oder Amazon wesentlich bessere Investmentchancen als XRP.
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