Bitcoin Cash ist eine alternative Variante von Bitcoin (BTC), die aus unterschiedlichen Vorstellungen über die technische Zukunft des Bitcoin entstand. In diesem Beitrag beziehen wir uns auf Bitcoin Cash (BCH), der in der Liste der wichtigsten Kryptowährungen im Juli 2019 Platz Fünf belegt. Nicht zu verwechseln ist Bitcoin Cash mit Bitcoin SV, der jungen Kryptowährung, die wiederum aus einer Abspaltung von BCH hervorging.
Inhalt
Quick Facts
Ticker Symbol: BCH (manchmal BCHABC)
Maximale Anzahl Coins: 21 Millionen
Protokoll: Proof-of-Work (Mining)
Geschichtlicher Hintergrund zu Bitcoin Cash
Bei keiner anderen populären Kryptowährung ist die Entstehungsgeschichte so entscheidend wie bei Bitcoin Cash, um diesen Token wirklich zu verstehen. Mitte der 2010er-Jahre war der Bitcoin (BTC) historisch erste und bis heute mit Abstand wichtigste Kryptowährung. Rund um den ersten Bitcoin-Boom waren etwa Litecoin (LTC) und Ethereum (ETH) bereits gestartet. Insbesondere eine steigenden Anzahl an Transaktionen führte vor, woran es dem Bitcoin technisch mangelte: Mit exponentiell steigenden Zahlen von finanziellen Transaktionen war die ursprüngliche BTC-Blockchain praktisch überfordert, eine einzelne Überweisung war oft erst nach 20 Minuten und mehr bestätigt, es kam, salopp gesagt, immer häufiger zu Staus in der Blockchain. Gleichzeitig wurden die Transfers von Kleinbeträgen unrentabel, weil die Gebühren dafür den eigentlichen Wert der Überweisung überstiegen.
In der Bitcoin-Gemeinde bildete sich eine Fraktion, die dem Problem durch Änderungen im Code der BTC-Blockchain begegnen wollten. Da das Konzept der BTC-Blockchain aber zwingende Upgrades prinzipiell nur zulässt, wenn eine Mehrheit von Hash Power mitmacht, scheiterten viele Projekte. Die meisten hatten im Sinn, die maximale Blockgröße von einem Bitcoin-Block von 1 auf 2 oder mehr Mb zu erhöhen, was mehr Daten in einem Block und damit mehr Transaktionen ermöglicht hätte. Zur Erklärung nur etwa alle 10 Minuten wird im durchschnitt bei Bitcoin ein neuer Block gefunden. Stattdessen aber fand die Implementierung von Segwit im Sommer 2017 eine deutliche Mehrheit bei Bitcoin, mit der die Menge der Transaktionen pro Sekunde bei Bitcoin von 7 auf 12 bis 14 pro Sekunde erhöht wurde, ohne die eigentliche Blockgröße zwingend zu erhöhen. Parallel dazu schlug die Geburtsstunde für Bitcoin Cash.
Denn in der Diskussion um Segwit formierte sich eine Gruppe, die gegen Segwit argumentierte. Der technische Kniff von Segwit verschiebe die eigentliche Problemlösung nur. Deshalb solle man eine sogenannte User-Activated Hard Fork (UAHF) anstreben, also die Ablösung von der eigentlichen BTC-Blockchain selbst ohne Mehrheit. Angeführt wurde diese Bewegung von den Bitcoin-Pionieren Roger Ver (früher Unterstützer von Bitcoin) und Jihan Wu (damals CEO des größten Bitcoin Miners Bitmain), die auch chinesische Bitcoin Miner hinter sich bringen konnten. Die Miner befürchteten, durch Segwit werde ihr Geschäftsmodell bedroht.
Zum 1. August 2017 war es dann soweit, Bitcoin Cash spaltete sich von der Bitcoin-Blockchain ab, genau ab Block 478559. Der zuvorliegende Block war der letzte, den die Blockchains von BTC und BCH gemeinsam hatten. Der Kunstgriff, mit dem das Lager um Roger Ver und Jihan Wu die Abspaltung bewerkstelligten, lag darin, dass ihre Blockchain nur noch Blöcke mit einer Größe von mehr als 1 MB als legitim akzeptierte. Sie hatten den Code der ursprünglichen BTC-Blockchain entsprechend geändert und dabei ausdrücklich auf Segwit verzichtet. Es gelang ihnen, hinter Bitcoin ABC genügend Rechenpower und Anhänger zu versammeln, damit daraus dann schnell der Name Bitcoin Cash mit dem Kürzel BCH erwuchs.
Hinter Bitcoin Cash steht keine Stiftung, Roger Ver und Jihan Wu bleiben bis heute prominente Befürworter von Bitcoin Cash. Ein Projekt unter dem Namen Bitcoin Cash sammelt Spenden für die Weiterentwicklung des Code von BCH und wird in der Kryptoszene als seriös anerkannt. Eine ICO fand bei Bitcoin Cash naturgemäß nicht statt, als Whitepaper wird weiter das legendäre Dokument von BTC-Erfinder Satoshi Nakamoto angeführt.
Die Geschichte des BCH ist aber hier noch nicht zu Ende. Ähnlich wie bei der Abspaltung von Bitcoin erlebte Bitcoin Cash im Herbst 2018 erneut einen mit aller Vehemenz ausgetragenen Streit um die künftige Ausrichtung. Es kam wie es kommen musste: Die Lager konnten sich nicht einigen und im November 2018 setzten sie ihren Weg getrennt fort, mit Bitcoin Cash und Bitcoin SV (Bitcoin Satoshi’s Vision, BSV). Doch das ist eine andere Story … Wichtig bleibt: BCH hat, Stand Sommer 2019, in der Konkurrenz mit BSV in Sachen Marktkapitalisierung, Tagesumsätze, Hashpower und Kurs die Nase klar vorn.
Technologie von Bitcoin Cash
Die Blockchain von Bitcoin Cash ist eine modifizierte Variante der Blockchain von BTC. Die ersten Änderungen traten mit Block 478559 in Kraft, insbesondere die größere Blockgröße und das Ausschließen von Segwit. Als Protokoll wird bei Bitcoin Cash wie bei Bitcoin Proof-of-Work Mining angewendet und es gibt auch keine Bestreben, dies grundsätzlich zu ändern. Die Besonderheit bei der BCH-Blockhain liegt darin, dass durch größere Blockgröße deutlich mehr Transaktionen pro Sekunde als bei BTC durch das Netzwerk geschleust werden können und sich generell die Skalierbarkeit erhöht. Dadurch sinken auch die Gebühren für das Validieren einer Aktion und Bitcoin Cash unterstreicht sein Ziel, digitales Zahlungsmittel im Internet zu sein, das nahezu in Echtzeit funktioniert.
In der Praxis bedeute dies am 1. August 2017, dass BTC-Guthaben, die bis Block 478558 dokumentiert waren, in den Wallets beider Blockchains auftauchten. Jeder Anleger hatte also von nun an neben Bitcoin auch Bitcoin Cash in gleicher Höhe.
Für Miner ist BCH interessant, weil durch den geänderten Code ab Mitte November 2017 eine schnellere Änderung des Schwierigkeitsgrads durchgesetzt wurde. Dahinter versteckt sich, dass Miner bei sinkender Hashrate im gesamten Netzwerk schneller durch neu geschürfte Coins belohnt werden, was einen Anreiz bietet, sich als Miner und Validierer an der BCH-Blockchain zu beteiligen. Das nächste BCH Halving zur Inflationsbekämpfung wird für Anfang April 2020 erwartet.
Die Roadmap bei Bitcoin Cash zeigt, was sich die Community für die Zukunft vorgenommen hat. An erster Stelle stehen Verbesserungen im Code, um sich weiter einen Platz als besonders schnelle und hochskalierbare Blockchain bei BTC im Vergleich zu anderen Kryptowährungen zu sichern. Die Vision dahinter: Während sich BTC mehr und mehr zu einem Anlageobjekt entwickelt, will Bitcoin Cash das führende digitale Zahlungsmittel im Internet sein. Um dies zu verwirklichen, versucht BCH auch, große Marktteilnehmer davon zu überzeugen, Nodes zu betreiben. Weiter wirbt man intensiv in der Unternehmen an, die sich an Privatkunden richten, Bitcoin Cash als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Eine aktuelle Liste von solchen Partnern aus der Realwirtschaft findest Du hier und hier.
Konkret hat sich BCH vorgenommen, die Zahl der möglichen Transaktionen pro Sekunde (Tx/s) von aktuell etwa 100 Tx/s auf über 5 Millionen TX/s zu steigern. Jede Transaktion soll innerhalb von höchstens drei Sekunden bestätigt werden, um den Einsatz von BCH im Alltag als Zahlungsmittel praktikabel zu halten. Für die Zahlungsempfänger sollen einfache Schnittstellen entwickelt werden, um BCH problemlos zu akzeptieren. Schließlich will man auch versuchen, die Blockchain von BCH mit anderen Blockchains wettbewerbsfähig zu machen.
Kritik an Bitcoin Cash
Mit rund 1.500 Notes in der BCH-Blockchain hängt BCH dem großen Vorbild BTC weit hinterher, wo etwa sechsmal so viele Nodes die Stabilität des Netzwerks garantieren. Dementsprechend bewegt sich auch die Hashrate beim BCH auf einem Level, der eine 51-Prozent-Attacke nicht wirklich ausschließen kann. Die Kosten dafür würden sich laut Crypto51 im unteren fünfstelligen US-Dollar-Bereich bewegen. Szenarios einer 51-Prozent-Attacke bei BCH machten zuletzt mehrfach Schlagzeilen, auch mit einer fragwürdigen Aktion der großen BCH-Pools. Bei BCH sind also einzelne Marktteilnehmer tendenziell sehr mächtig geworden, was die Unabhängigkeit und Dezentralisierung von BCH infrage stellt.
Mindestens genauso wichtig ist aus Sicht von Anlegern das Image, welches BCH anhaftet. Die Abspaltung von Bitcoin war für den Wert von Bitcoin Cash ein erster Rückschlag, der zweite folgte durch die Abspaltung von Bitcoin SV von BCH. Spätestens seitdem hängt psychologisch über BCH eine Art Damoklesschwert: Können sich Community und Nodes auf eineinheitliches Vorgehen bei den notwendigen technischen Upgrades einigen oder droht mittelfristig ein weiterer unharmonischer Hard Fork? BCH hängt in Teilen der Kryptoszene mittlerweile der Ruf an, durch offen ausgetragenen Streit um die Fortentwicklung Vertrauen von Anlegern und Partnern in der Wirtschaft zu verlieren sowie letztendlich dadurch auch Kapital zu vernichten. Diese schwere Hypothek könnte die Wettbewerbsfähigkeit von BCH im Vergleich zu anderen Kryptowährungen zukünftig weiter einschränken. Die fehlende Stiftung als Moderator von Diskussionen bei BCH macht sich hier besonders deutlich bemerkbar. Darüber hinaus versucht Bitcoin aktuell das Problem der schlechten Skalierung mit dem Lightning Netzwerk zu lösen. Wenn sich diese Technologie durchsetzt ist die Frage für was Bitcoin Cash noch benötigt wird.
Bitcoin Cash kaufen
Bitcoin Cash wird an Kryptobörsen bzw. sogenannten Exchanges gehandelt. Wichtig dabei zu wissen ist, dass nicht auf allen Kryptobörsen die Kryptowährungen auch gegen Euro gehandelt werden. Die größte Kryptobörse der Welt etwa ist Binance. Dort werden Kryptowährungen nur gegen Bitcoin, Ethereum und anderen Kryptowährungen gehandelt. In der Regel kaufen Anleger daher dann Bitcoin bei andere Plattformen wie Coinbase und schicken diese dann zu Binance.
Die einfachste Möglichkeit Bitcoin Cash zu kaufen findet ihr bei eToro. Dort werden alle gelisteten Kryptowährungen gegen Euro gehandelt. Darüber hinaus habt ihr die Möglichkeit Einzahlungen nicht nur per Überweisung und Kreditkarte vorzunehmen, sondern auch per PayPal und Sofortüberweisung. Ihr könnt also sofort anfangen mit dem Bitcoin Cash Handel.
Eine ausführliche Anleitung zum Bitcoin Cash Kauf findet ihr auch hier.
Alternativen zu Bitcoin Cash aus Anlegersicht
Bitcoin Cash als Kryptowährung, die in großen Teilen auf der BTC-Blockchain beruht, steht in Konkurrenz zu Litecoin (LTC) und Bitcoin selbst. Unter Investoren wird BTC bevorzugt, wenn es darum geht, größere Geldbeträge sicher in eine Krypowährung zu investieren. Liegt der Fokus darauf, das Potenzial von Altcoins im Bereich Zahlungsmittel im Alltag hervorzuheben, ist LTC eine etablierte Alternative zu BCH. Der Vergleich von BCH mit anderen der zehn wichtigsten Kryptowährungen hinkt, weil diese weitere Funktionen wie Smart Contracts (Ethereum), internationale Geldüberweisungen (Ripple) oder soziale Netzwerke und dApps (EOS) neben der Aufgabe als Zahlungsmittel betonen. Von dem direkten Konkurrenten Bitcoin SV raten wir aus Sicht von Anlegern ab. Denn BSV hat sich durch Affären mit Craig Wright quasi selbst bei führenden Kryptobörsen wie Binance ausgelistet, ein nachhaltiges Comeback von BSV ist schwer vorstellbar.
Wallets für Bitcoin Cash
Dreierlei Arten von Wallets (Geldbörsen) kennt der Krypto-Anleger, die als typische Lösungen zur Verfügung stehen, um seine Bitcoin Cash und andere Kryptowährungen aufzubewahren: Paper Wallet, Software Wallet und Hardware Wallet. Das Paper Wallet steht dafür, seine Private und Public Keys wirklich physisch zu notieren, etwa auf einem Blatt Papier oder eingraviert in eine Metallplatte. Damit ist zwar sichergestellt, dass diese entscheidenden Zugangsdaten zu BCH vom Internet getrennt sind und so nicht von Online-Kriminellen abgegriffen werden können. Aber in der Praxis erweist sich die Paper Wallet als wenig alltagstauglich – wer möchte schon bei jeder (kleinen) Transaktion erst umständlich lange Zahlen- und Buchstabenketten abtippen. Zudem geht ein Stück Papier schnell verloren oder kann zerstört werden.
Praxistauglicher gerade für kleiner Transaktionen und den täglichen Handel mit Kryptowährungen wie BCH sind da Software Wallets. Hier werden Guthaben in Apps oder Online Wallets auf Deinem Computer beziehungsweise Smartphone verwahrt. Das macht Transaktionen und den Handel mit Bitcoin Cash zwar sehr bequem – doch die Gefahr, durch den Verlust des Geräts oder Angriffe von Hackern die Kontrolle über seine BCH zu verlieren, ist nicht zu unterschätzen. BCH selbst empfiehlt Bitcoin.com als Software Wallet, also die von BTC unterstütze Software Wallet, die mit BCH kompatibel ist. Wer möchte kann seine BCH auch auf dem Smartphone speichern mit dem Trust Wallet. Dieses ist sowohl für Android als auch für iOS verfügbar.
Konsens allerdings besteht unter Fachleuten darüber, dass eine Hardware Wallet den größtmöglichen Schutz vor Verlusten seiner BCH bietet. Hier sind die Private Keys vom Internet abgetrennt auf einem Sicherheitschip hinterlegt. Die Hardware Wallets von Trezor sind BCH-tauglich, Marktführer und wiederholter Testsieger in dieser Sparte ist aber der französische Hersteller. Die Hardware Wallets Ledger Nano S und das neue Spitzenmodell Ledger Nano X können wir Dir für das Organisieren und sichere Aufbewahren Deiner BCH und anderer Kryptowährungen uneingeschränkt empfehlen. Wenn Du tiefer in die Materie einsteigen möchtest, findest Du unser großes Special zu Hardware Wallets hier.
Fazit zu Bitcoin Cash: Wettbewerbsdruck steigt für BCH
Zum Start von BCH in 2017 gab es gute technische Argumente und mit Roger Ver und Jihan Wu zwei populäre Fürsprecher von Bitcoin Cash. Doch durch andere Altcoins hat sich mittlerweile starke Konkurrenz zu BCH entwickelt, die gerade beim Protokoll der Blockchain mit Proof-of-Stake und zusätzlichen Funktionen zum Überholen ansetzt. Mit der Hard Fork in BCH und BSV haben sich beide Lager keinen Gefallen getan, sondern vielmehr Egos über Wertzuwachs und Marktdurchdringung gestellt. Dennoch kann Bitcoin Cash nach wie vor mit weitverbreiteter Akzeptanz als digitales Zahlungsmittel punkten und ist technologisch in der Lage, die Herausforderungen der Skalierbarkeit zu meistern. Die Zukunftsaussichten von BCH hängen eng damit zusammen, ob es gelingt, die anfänglichen Argumente von BCH wieder in die Praxis umzumünzen.
Preis und Kursentwicklung
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