In der chinesischen Zentralbank wird an der Herausgabe einer staatlich gestützten digitalen Währung gearbeitet. Medienberichten zufolge werden diese Pläne beschleunigt, weil man der von Facebook angekündigten Kryptowährung Libra zuvorkommen will.
Seit 2014 existierte in China bei der Zentralbank eine Arbeitsgruppe, die mit dem Segen der politischen Führung prüft, welche Vorteile eine durch den Staat herausgegeben digitale Währung haben könnte. Doch besonders viel drang über das Projekt nicht an die Öffentlichkeit. Jetzt aber mehren sich laut einem Bericht der Finanznachrichtenagentur Reuters Hinweise darauf, dass Peking sein Vorhaben forciert. Mu Changchun als einer der Vizedirektoren bei der Chinesischen Volksbank wird damit zitiert, dass sein Institut eine eigene digitale Währung plant, um die Finanzsouveränität zu schützen. Gewertet wird dies als Anspielung auch auf Facebook Libra. Der von Facebook angekündigte Stablecoin will mit dem Anspruch antreten, als globale und alltagstaugliche Kryptowährung den Markt aufzurollen. Mu sagte nun, das chinesische Pendant werde bei den führenden einheimischen Internetdiensten wie WeChat, Alipay und Tencent einsetzbar sein.
Chinas Staatscoin mit offenen Fragen
Das US-Finanzmagazin Forbes berichtete zuletzt, der bisher namenlose “Chinacoin” könne bereits am 11. November gelauncht werden. Das Datum markiert den sogenannten Singles Day, der als weltweit umsatzstärkster Tag für Online-Shopping gilt. China beabsichtige, seine digitale Währung über die einheimischen Internetgiganten auf den Markt zu pressen, so Forbes. Reuters wiederum weist daraufhin dass, dass China sich von einem eigenen Coin verspreche, Geldflüsse zu überwachen und so Geldwäsche zu behindern. Aufhorchen lässt die Bemerkung von Zentralbanker Mu, demnach die digitale Währung auch offline funktionieren werde. Damit sei man vor Ausfällen etwa durch Naturkatastrophen gefeit. Dazu, wie das technisch funktionieren soll, äußerte sich Mu aber nicht. Nutzer des “Chinacoins” dürften sich zudem darauf verlassen, dass sie davor geschützt sind, wie bei einem Bankrott von privaten Unternehmen ihre Gelder zu verlieren. Völlig offen bleibt bisher, ob und wie Ausländer den Pekinger Staatscoin nutzen können.
Facebook Libra vs. Chinacoin?
Die vorliegenden Informationen aus dem Reich der Mitte sind nach wie vor dürftig, doch gewisse Parallelen zu Facebook Libra drängen sich auf. Auch Libra soll durch eine Allianz von Beginn an signifikante Marktdurchdringung erreichen, tut sich aber anscheinend schwer damit, die angestrebten 100 Gründungsmitglieder zu finden. In China hingegen ist es gut vorstellbar, dass die Führung den Internetunternehmen den Gebrauch einer staatlichen digitalen Währung diktiert und so durchstartet. Man darf bei China sicher auch annehmen, dass es verbündete Entwicklungsländer zur Nutzung des Staatscoins ermutigt. Für eine tiefer gehende Analyse ist es aber noch zu früh und es ist kaum abzuschätzen, ob sich zwischen Facebook Libra und einem Chinacoin ein (indirektes) Duell um die Gunst von Nutzern entwickelt.
Festzuhalten bleibt, dass China möglicherweise vorpreschen wird. Denn das Argument, mit einer staatlich gestützten Kryptowährung die Kontrolle über die eigene Währung zu behalten, spiegelt im Grunde genau den Punkt wieder, an dem sich die Kritiker von Facebook Libra festbeißen. Westliche Notenbanker und Finanzpolitiker befürchten, Facebook Libra könne ihre Macht unterhöhlen. Solchen Szenarien würde Peking mit einem Staatscoin zuvorkommen. Gleichzeitig würde Projekten wie dem von Tether, einen Stablecoin auf Basis von Renminbi zu launchen, der Boden entzogen. Es lohnt sich also, die Entwicklungen in China im Auge zu behalten.
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